Auf Heldenreise mit dem Biomalermeister Kai Vogel.
“Vorab — das Ergebnis spricht Bände: Wir haben nun die schönsten Holzfenster in unserer Wohnung. Das Holz scheint Honig-Golden und verleiht der gesamten Wohnung eine warme Aura — ein echter Hingucker. Der Gedanke der Nachhaltigkeit, Wert- und Qualitätsschätzung spielt bei der ganzen Sache eine zentrale Rolle. Weshalb wir vor der Restauration (zu der uns Kai geraten hat) mit dem Gedanken gespielt haben, die alten Fenster wegzuwerfen und durch neue Kunststofffenster zu ersetzen, dazu kommen wir später 🙂
“Ist das geil oder ist das geil?“
“Ihr müsst sehen, was ihr da habt. Das hat sonst heute keiner mehr.“
“Wir müssen uns gegenseitig motivieren.“
Zitate — Kai VogelDie Arbeit von Kai ist ein Gesamtkunstwerk. Er arbeitet nicht nur besonders präzise und leidenschaftlich, er vermittelt einem auch immer wieder, auf was es ihm ankommt und worauf es einem selbst ankommen sollte. Was macht Sinn, was ist schön, was funktioniert und was ist sogar schon fast Kunst. Je länger man mit Kai spricht, umso mehr kann sich daraus ergeben. (Danke, lieber Kai.)
“Wir wollen erhalten, was wir von unseren Eltern bekommen haben.“
Mit diesem Satz haben wir Kai für unser Projekt begeistert. Denn zunächst war er an der Restaurierung der Fenster nicht sonderlich interessiert — kein Wunder, ihm war wohl klar, dass er zunächst den Pfusch seines Vorgängers entfernen muss, bevor er seine Kür abliefern kann. Ab diesem Zeitpunkt hat sich Kai voll ins Zeug gelegt und das Beste aus sich, aus uns und aus unseren alten Fenstern rausgeholt. Wir haben die Restauration selbst „erlebt und durchlebt“, kennen jeden Winkel unserer Fenster und bis in die Poren des Holzes seine Beschaffenheit. Die Option der Restauration war uns zunächst nicht bewusst, Kai hat uns quasi die Augen geöffnet und davon überzeugt, dass das der sinnvollste, nachhaltigste und letztendlich schönste Weg war.
Das Holz der Fenster wurde geölt, die Maserung kommt zum Vorschein, das Holz strahlt Wärme aus und verleiht dem Raum, der ganzen Wohnung, ein lebendiges Feeling. Man fasst das Holz Fenster automatisch an – sie sind ganz glatt und zart. Um dahinzukommen mussten wir die alte Farbe an allen Fenstern abbeizen — nur wer mal Holzfenster abgebeizt, geschliffen und dann geölt hat, weiß wovon ich spreche. Nur dann versteht man, was Kai meint, wenn er von einer Heldenreise spricht 😉 Der Weg zum Ziel war ein langer. Aber es hat sich gelohnt.
Die Vorgeschichte und wie es dazu kam: Bei der Renovierung und Modernisierung unseres Elternhauses mit 30-jährigem Renovierungsstau, hatte uns zunächst, bevor wir Kai kennengelernt haben, ein Malermeister „geholfen“.
Die alten und ehemals sehr dunklen Holzfenster hätten nicht mehr zur mittlerweile modernisierten Wohnung gepasst. Daher waren alle mit der Idee einverstanden die Fenster mit weißer Farbe überstreichen zu lassen. Ich persönlich hätte die Farbe gerollt und habe mir vorgestellt, dass nach mehreren Farbaufträgen und bei sauberer Arbeit die alten Fenster wieder wie neue Fenster aussehen. Abgerundet hätte ich das ganze mit neuen Griffen. Der Maler war gebrieft und auf meine Fragen ob das möglich sei, ob das am Ende schön Decken würde und ob das anständig aussehen würde sagt er: „Ja klar, das ist kein Problem.“ Mir war nicht klar, dass man prinzipiell mal die gegenseitigen Qualitätsansprüche abgleichen muss. Ich bin davon ausgegangen, dass ein alter Malermeister, der schon beinahe 50 Jahre seinen Beruf ausübt, meisterhafte Arbeit abliefert. Als ich das Ergebnis allerdings sah, bin ich aus den Latschen gekippt. Dicker, unsauberer und unregelmäßiger Farbauftrag, keine saubere Kante, es wurde eindeutig nichts abgeklebt, überall Nasen, Pinselhaare und eingeschlossene Staubkörner, Trocknungszeiten nicht beachtet sodass Fenster mit den Rahmen verklebt waren, über die beweglichen Metallteile hat er einfach drüber gepinselt, und vieles mehr. Ich kann kein gutes (Pinsel)haar an der Arbeit des Malers lassen. Meiner Meinung nach hat er unsere Fenster zerstört.Kai hat uns dann später darüber informiert, dass die Farbwahl schon total falsch war. Die Farbe hat eine Kunststoffartige Haut über das Holz gezogen, somit kann das Holz nicht atmen und haftet auch nicht anständig. Die Oberfläche hätte angeraut werden müssen. Auch Kai war von der Arbeit seines Vorgänger negativ überrascht.
Alle Fenster waren nun von dem alten Malermeister ruiniert, immerhin eine Balkontür, ein großes 3er-Fenster, 4 Doppelfenster und ein einzelnes. Die optische Wirkung wäre in einer ranzigen Studi-Bude OK gewesen. Wir konnten das aber auf keinen Fall so lassen in einer hochwertig modernisierten und zeitgemäß renovierten Wohnung im gehobenen Standard. Was tun? Neue Kunststofffenster einzusetzen hätte uns mindestens 10.000 € gekostet. Das hätte unser Budget gesprengt und wäre zudem noch eine Verschlechterung gewesen zu den — abgesehen von der „neuen“ Optik“ — eigentlich noch gut erhaltenen Holzfenstern. Holz ist im Direktvergleich das bessere und hochwertigere Material, welches sich zu erhalten lohnt.
Wir waren absolut verzweifelt und haben uns gefragt, wie wir aus der misslichen Lage herauskommen. Wir haben einen Maler geladen, der hat gemeint, die Fenster könne man vergessen, er würde die tauschen. Ein weiterer Maler wollte den Auftrag nicht annehmen. UND DANN haben wir Kai kennengelernt. Mein Bruder hatte einen Eintrag gefunden und war darüber beeindruckt, dass er der einzige Bio-Maler in der Region war. Kai hat sich die Fenster angeschaut, mit meinem Bruder gesprochen und war zunächst an dem Auftrag nicht interessiert — hier spricht der Idealist aus Kai. Ich weiß im nachhinein auch wieso… Kai wollte dann auch mich kennenlernen. „Es muss halt passen, nicht nur der Kunde sucht mich aus, sonder mir muss auch der Kunde passen.“
Zum Ablauf der Restauration
Da es mittlerweile schon Winter war und somit kälter wurde und das Öl ja auch trocknen muss mussten wir so schnell es geht handeln. Mein Bruder und ich haben uns Urlaub genommen und schon in der nächsten Woche nach Kais Beratung zusammen mit ihm die Arbeit aufgenommen. Zu Dritt haben wir nach uns nach alle Fenster ausgehängt, jeweils 2 mal gebeizt, Beize abgetragen, mit Alkohol den Rest entfernt, abgeschliffen. Nach wirklich unzähligen Stunden und Arbeitsschritten ist das Holz der Fenster dann optimal vorbereitet für den Ölauftrag. Dieser erfolgt in mehreren Durchgängen, überschüssiges Öl wird mit einem Baumwolltuch abgetragen um am Ende wird mit einem Schleiffilz das Holz quasi poliert — so fühlt es sich zumindest an (Ich bin kein Fachmann 😉 )
Die Zusammenarbeit mit Kai hat viel Spaß gemacht — obwohl das Projekt mit 2 Wochen zeitintensiv und wirklich anstrengend war — und wir haben viel gelernt im praktischen und theoretischen.
Wir sind super Happy, wir hatten mit Kai eine super Zeit auf der Baustelle. Er ist sehr pflichtbewußt, hat einen super hohen Qualitätsanspruch an das Ergebnis, an seine Arbeit und an die Arbeit derjenigen, die mit ihm arbeiten. Er hat immer das Ziel vor Augen und weiß, wie er dahinkommt. Ihm beim arbeiten mit dem Farbpinsel zuzuschauen hat etwas meditatives. “
Patrick Molnar